Kalkputz.

aktuallisiert 02.05.2004

Mein spezielles Aufgabengebiet ist,Putzkonservierungen, Putzrestaurierungen und Putzergänzungen auszuführen. Das heißt in traditioneller Art und Weise, mit Baustellen-Putzmörtel (reiner Luftkalkmörtel), in konventioneller Weise hergestellt und verarbeitet.

Jede von mir zu bearbeitende historische Putzfläche wird eingehend untersucht, ausgewertet und nach den erstellten Kartierungen bearbeitet. Hohlstellen , Rissbildungen (Schwundrisse, Setzrisse und baudynamische Risse) Krustenbildungen (Gipskrusten, fehlerhafte Anstriche und Überzüge), sandende und mürbe Putzschichten, sowie Putzfehlstellen werden lokalisiert, in einer Kartierung erfasst und danach die Maßnahmenfestlegung erarbeitet. Zu den Untersuchungen gehört sowohl eine Bestimmung der Sieblinie der Zuschläge anhand der vorhandenen originalen Putze sowie die annährende Ermittlung des Kalkgehaltes durch salzsaure Trennung, eine Oberflächenanalyse und bei Bedarf eine Untersuchung von Belastungen durch Chlorid, Nitrat und Sulfat.

Bei der Maßnahmenfestlegung wird zunächst erörtert inwie-weit der vorgefundene Putz erhalten werden kann (im Zweifelsfalle immer die Erhaltung) und welche Teile substanz-schonend entfernt oder nur teilentfernt werden müssen. Putzergänzungen sollten immer eine Stärke der dreifachen Korngröße aufweisen, wobei eine Mindestputzstärke des Grundputzes auf der Wand von 13 mm nicht unterschritten werden sollte Bei mechanischen Putzteilentfernungen müssen die verbleibenden Putzflanken mit entsprechenden Festigungsmitteln gefestigt werden. Hohlstellen und Schwundriss-Systeme in Orginalputzen werden von mir zumeist mit einem speziellen Kalksinterwasser-Hinterspritzverfahren gefestigt.

Luftkalk-Putze werden von mir meist ein- bis zweilagig und bei Barock-Putzen mit einer sehr dünnen Schweißputzschicht ausgeführt. Der Putzmörtel wird ausschließlich aus Sumpfkalk mit geringen (<2%) Anteilen von latenten Bindemitteln und Zuschlagstoffen nach Befund und Analyse am Ort hergestellt.

Putzausbesserung und Ergänzung Schloss Ludwigsburg in Sumpfkalk-Baustellenmörtel.

Hohlstellen- und Schwundrisshinterspritzung mit Kalk-sinterwasser und versch. latenten Bindemittel und Füllstoffe

Allgemeines zu historischen Kalkputzen :

Bei Restaurierungen und Ergänzungen von historischen Luftkalkputzen dürfen nur Materialien verwendet werden, die sowohl mit den verbleibenden Putzen, als auch mit dem Untergrund verträglich sind. Die teilweise Erneuerung und Ergänzung von beschädigten historischen Kalkputzen sollte grundsätzlich nur mit geeigneten und erprobten Baustellenmörteln erfolgen, die in ihren Eigenschaften an die vorhandenen Mörtel und an den Putzuntergrund angepasst sind. Werkmörtel sind generell erst nach vorheriger Prüfung und Eignung für die Putzrestaurierung, -konservierung zu verwenden. Wobei hier besonders auf die vorgefundene Oberflächenstruktur und die vorgefundene Sieblinie der Zuschläge zu achten ist. Baustellenmörtel sollten nach handwerklicher Manier mit Sumpfkalk, reinen Sanden ( beides möglichst aus der näheren Umgebung), sauberem Wasser und weiteren ,erprobten Bindemitteln und latenten Bindemitteln, je nach Bedarf, bereitet werden.
Hydrophobierende, elastifizierende und plastifizierende Zusätze sollten nicht verwendet werden.
Es ist davon auszugehen, dass originale barocke Kalkputze heute noch nach über 250 Jahre gut erhalten sind. Die Druckfestigkeit von eventuellen Proben der originalen Kalkputze kann bis zu 4,5 N/mm² und mehr betragen, wobei die anfängliche Druckfestigkeit bei Putzerstellung sicherlich nicht über 1 N/mm² betragen hatte. Wechselnde CO2 - und Feuchtigkeitszutritte in den zurückliegenden Jahren haben in den historischen Kalkputzen Umkristallisierungen und Nachcarbonatisierungen bewirkt. Dieses hatte Festigkeitszuwächse der Putze zur Folge. Von diesen Festigkeitszuwächsen über einen langen Zeitraum dürfen wir uns bei neu zu erstellenden Kalkputzen nicht irritieren lassen und bei diesen neuen Putzen keine anfängliche Festigkeit von über 1,5 N/mm² herstellen.

Riss- und Hohlstellenhinterfüllungen sollten großflächig jeweils nur mit Materialien erfolgen, welche in ihrer Endfestigkeit nicht höher als 25 % über der Festigkeit des zu festigenden Putzes liegen. Flächige Putzfestigungen mit Kieselsäureester sind zu vermeiden, da die sehr starken Verfestigungen, Lösungsmittelrückstände und Gele sich negativ auf historische Putze auswirkten.

(wird fortgesetzt)
Putzausschreibungstexte

Restaurierung und Ergänzung des Rustikaputz an der Südseite Schloss Ludwigsburg

Putzergänzungen

Sieblinienanalyse

zurück