Seit Wände verputzt werden gibt es
Hohlstellen und Putzblasen, diese sind meist durch "zuwenig Anfeuchten"
bereits bei der Applikation des Putzes entstanden. Diese Hohlstellen stellten,
sofern die Putzoberfläche intakt war und die Größe der hohlen
Flächen meist nicht über 1/16 qm waren, grundsätzlich keinen
großen Schaden dar. Diese "hohlen Putzflächen" haben oft
hunderte von Jahren unbeschadet überstanden. Bei Außenputzsanierungen
an historischen Gebäuden sollte in jedem Falle geprüft werden inwieweit
Hohlstellen saniert oder repariert werden sollten. Hierüber ein Kurzbericht
über die konventionelle, fast vergessene, einfache Methode Hohlstellen
und alte Schwundrisse mit Kalksinterwasser und verschiedenen latenten Bindemitteln
sowie verschiedene Zuschläge wie Stein-, Quarz- bzw. Marmormehlen und
nach Bedarf Zusätze, zu verfestigen und zu hinterspritzen. Von diesem
einfachen Verfahren sollten keine schnellen "Wunder" erwartet werden,
weil das Bindemittel Luft-Kalk sehr langsam karbonatisiert und die eigentliche
Endfestigkeit nach 2 Jahren erst erreicht wird und ev. Nach- und Umkristallisierungen
in noch längeren Zeitabschnitten erfolgen.
Die nachfolgend beschriebenen Verfahren und Methoden eignen sich nur bei entsprechenden
Witterungsverhältnissen und Jahreszeiten. So sind die wohl günstigsten
Jahreszeiten die Monate, September, Oktober, März, April und Mai. Wobei
auch die Monate Juni und August, je nach Witterung und Himmelsrichtung in Betracht
kommen können. Die Temperaturen an der zu festigenden Wand sollte +5°
nicht unterschreiten und +18° nicht überschreiten. Direkte Sonneneinstrahlung,
Wind und Frost an der Mauer sind in jedem Falle zu vermeiden oder es sind Schutzmaßnahmen
(nasse Jute) zu ergreifen.
Bohren der Einspritzlöcher
Die genaue Lage der zu bohrenden Injektionslöcher
(10mm) ist sehr diffizil auszuwählen, möglichst an hohlstellennahen
Kreuzungs- oder Gabelungspunkten von alten, vorhandenen Schwundrissen. Diese
Schwundrisse sind bei genauem Hinsehen und "anfeuchten" auch durch
Farbschichten erkennbar und stellen eine sehr gute, oft bis zu 30 cm reichende
Verteilung des Kalksinterwassers, der Kalkmilch und der wässerigen Hinterfüllmörtel
dar. Diese Schwundrisse, in den originalen Kalkputzen immer zahlreich vorhanden,
durchziehen die Putzflächen netzartig. Die vg. Kreuzungs- und Gabelungspunkte
werden mit einem Hartmetallbohrer ohne Schlagwerk mit ca. 8 mm gebohrt. Die
Bohrung sollte ca. 10 mm tiefer als die Putzschicht sein und nach dem Bohren
mit geeigneten Werkzeugen putzinnenseitig leicht aufgeweitet werden. Sämtliches
Bohrmehl und -korn werden aus dem innenseitig leicht aufgeweiten Bohrloch mit
einer geeigneten Absaugevorrichtung abgesaugt. Anschließend sollte eine
mäßige Vornässung mit Kalksinterwasser/Kalkmilch erfolgen.
Die Durchdringung mit Kalksinterwasser/Kalkmilch bewirkt eine Kalkanreicherung
im gesamten durchfeuchteten Schwundriss- und Putzsystem. Durch die offene Porosität
der alten Luftkalkputze können diese ein sehr großes Wasservolumen
und damit auch Kalk, aufnehmen und das Wasser wieder in sehr kurzer Zeit verdunsten.
Zurück bleibt der Kalk, der im späteren Verlauf mit dem Altputz,
dem Mauerstein und mit den beigegebenen Quarz-, Stein- und Marmormehlen, sowie
weiteren, hier nicht erwähnten Zuschlägen sich verbindet, carbonatisiert
und kristallisiert. Die Bindekraft der wässerigen Injektionsmörtel
kann durch eine Zugabe von Kasein mit einem geringen Anteil von Parametakresol-Natrium
zur Konservierung, verstärkt werden. Weitere Zugaben können entsprechende
techn. Alkohole sein, dieser Zusatz kann eine geringere Wassereinbringung und
somit eine geringere Durchfeuchtung des Altputzes (nur bei Wandmalereien sinnvoll)
bewirken. Die Zugabe von natronkarbonatähnlichen Zusätzen kann eine
Aufschäumung und einen höheren Luftporengehalt bei wässerigen
Mörteln mit winzigen Körnungen bewirken, jedoch lässt hier die
gesamte Festigkeit der Injektionsmörtel nach.
Einspritzen von Kalksinterwasser
Die Injektion des Kalksinterwassers/Kalkmilch
und der wässerigen Mörtel erfolgt mit sg. medizinischen Einwegspritzen
(ca. 100 ml) und mit Handpumpen, die jedoch Drücke bis zu 40 bar entwickeln
können. Mit letzt genannten Handpumpen muß sehr sorgfältig
und bedacht umgegangen werden, vor allem dürfen diese Handpumpen nur in
Verbindung mit einem geeigneten Putzanpresswerkzeug eingesetzt werden. Das
heißt, in das vor genannte 10mm Loch wird ein Dübel eingeführt
und eine modifizierte Stockschraube (10mm Holzgewinde / M8 Maschinengewinde)
eingedreht. Diese Schraube ist mit einer axialen 2,5 mm Bohrung durch den Maschinengewindeteil
versehen, am Ende der Bohrung befindet sich eine Querbohrung welche sich in
Höhe der Putzschicht befindet. Auf die eingedrehte Stockschraube werden
verschiedene Dicht- und Stabilisierungs-Scheiben, in Durchmessern von 100 bis
300 mm , aufgeschoben und mit einer entsprechenden Flügelmutter gegen
den Putz gedrückt. Grosse Scheiben haben mehrere Verstärkungsscheiben,
welche nach oben im Durchmesser kleiner werden. Diese Scheiben haben die Aufgabe,
die Injektionsstelle abzudichten und Putzabhebungen durch Injektionen mit erhöhtem
Druck zu verhindern. Das Hinterspritzen und Füllen der aufgebohrten Schwundrisse
und Hohlstellen erfordert ein besonderes Fingerspitzengefühl und Erfahrung,
allzuschnell ist mehr Putz hohl- bez. weggedrückt als es der Putz vor
der Hinterspritzung war. fragen
Sie ruhig
Ausfüllen der Hohlräume und Schwundrisse mit einem wässerigen
Mörtel aus Kalk-Sinterwasser Bindemittelzusätze und Zuschlag-Stoffe |