aktualisiert 28.04.2002

Schwundriss- und Hohlstellenfixierungen und Hinterspritzung mit Kalksinterwasser auf Luftkalkbasis mit Steinmehlen und latenten Bindemitteln.

Seit Wände verputzt werden gibt es Hohlstellen und Putzblasen, diese sind meist durch "zuwenig Anfeuchten" bereits bei der Applikation des Putzes entstanden. Diese Hohlstellen stellten, sofern die Putzoberfläche intakt war und die Größe der hohlen Flächen meist nicht über 1/16 qm waren, grundsätzlich keinen großen Schaden dar. Diese "hohlen Putzflächen" haben oft hunderte von Jahren unbeschadet überstanden. Bei Außenputzsanierungen an historischen Gebäuden sollte in jedem Falle geprüft werden inwieweit Hohlstellen saniert oder repariert werden sollten. Hierüber ein Kurzbericht über die konventionelle, fast vergessene, einfache Methode Hohlstellen und alte Schwundrisse mit Kalksinterwasser und verschiedenen latenten Bindemitteln sowie verschiedene Zuschläge wie Stein-, Quarz- bzw. Marmormehlen und nach Bedarf Zusätze, zu verfestigen und zu hinterspritzen. Von diesem einfachen Verfahren sollten keine schnellen "Wunder" erwartet werden, weil das Bindemittel Luft-Kalk sehr langsam karbonatisiert und die eigentliche Endfestigkeit nach 2 Jahren erst erreicht wird und ev. Nach- und Umkristallisierungen in noch längeren Zeitabschnitten erfolgen.
Die nachfolgend beschriebenen Verfahren und Methoden eignen sich nur bei entsprechenden Witterungsverhältnissen und Jahreszeiten. So sind die wohl günstigsten Jahreszeiten die Monate, September, Oktober, März, April und Mai. Wobei auch die Monate Juni und August, je nach Witterung und Himmelsrichtung in Betracht kommen können. Die Temperaturen an der zu festigenden Wand sollte +5° nicht unterschreiten und +18° nicht überschreiten. Direkte Sonneneinstrahlung, Wind und Frost an der Mauer sind in jedem Falle zu vermeiden oder es sind Schutzmaßnahmen (nasse Jute) zu ergreifen.

Bohren der Einspritzlöcher


Die genaue Lage der zu bohrenden Injektionslöcher (10mm) ist sehr diffizil auszuwählen, möglichst an hohlstellennahen Kreuzungs- oder Gabelungspunkten von alten, vorhandenen Schwundrissen. Diese Schwundrisse sind bei genauem Hinsehen und "anfeuchten" auch durch Farbschichten erkennbar und stellen eine sehr gute, oft bis zu 30 cm reichende Verteilung des Kalksinterwassers, der Kalkmilch und der wässerigen Hinterfüllmörtel dar. Diese Schwundrisse, in den originalen Kalkputzen immer zahlreich vorhanden, durchziehen die Putzflächen netzartig. Die vg. Kreuzungs- und Gabelungspunkte werden mit einem Hartmetallbohrer ohne Schlagwerk mit ca. 8 mm gebohrt. Die Bohrung sollte ca. 10 mm tiefer als die Putzschicht sein und nach dem Bohren mit geeigneten Werkzeugen putzinnenseitig leicht aufgeweitet werden. Sämtliches Bohrmehl und -korn werden aus dem innenseitig leicht aufgeweiten Bohrloch mit einer geeigneten Absaugevorrichtung abgesaugt. Anschließend sollte eine mäßige Vornässung mit Kalksinterwasser/Kalkmilch erfolgen. Die Durchdringung mit Kalksinterwasser/Kalkmilch bewirkt eine Kalkanreicherung im gesamten durchfeuchteten Schwundriss- und Putzsystem. Durch die offene Porosität der alten Luftkalkputze können diese ein sehr großes Wasservolumen und damit auch Kalk, aufnehmen und das Wasser wieder in sehr kurzer Zeit verdunsten. Zurück bleibt der Kalk, der im späteren Verlauf mit dem Altputz, dem Mauerstein und mit den beigegebenen Quarz-, Stein- und Marmormehlen, sowie weiteren, hier nicht erwähnten Zuschlägen sich verbindet, carbonatisiert und kristallisiert. Die Bindekraft der wässerigen Injektionsmörtel kann durch eine Zugabe von Kasein mit einem geringen Anteil von Parametakresol-Natrium zur Konservierung, verstärkt werden. Weitere Zugaben können entsprechende techn. Alkohole sein, dieser Zusatz kann eine geringere Wassereinbringung und somit eine geringere Durchfeuchtung des Altputzes (nur bei Wandmalereien sinnvoll) bewirken. Die Zugabe von natronkarbonatähnlichen Zusätzen kann eine Aufschäumung und einen höheren Luftporengehalt bei wässerigen Mörteln mit winzigen Körnungen bewirken, jedoch lässt hier die gesamte Festigkeit der Injektionsmörtel nach.

Einspritzen von Kalksinterwasser

Die Injektion des Kalksinterwassers/Kalkmilch und der wässerigen Mörtel erfolgt mit sg. medizinischen Einwegspritzen (ca. 100 ml) und mit Handpumpen, die jedoch Drücke bis zu 40 bar entwickeln können. Mit letzt genannten Handpumpen muß sehr sorgfältig und bedacht umgegangen werden, vor allem dürfen diese Handpumpen nur in Verbindung mit einem geeigneten Putzanpresswerkzeug eingesetzt werden. Das heißt, in das vor genannte 10mm Loch wird ein Dübel eingeführt und eine modifizierte Stockschraube (10mm Holzgewinde / M8 Maschinengewinde) eingedreht. Diese Schraube ist mit einer axialen 2,5 mm Bohrung durch den Maschinengewindeteil versehen, am Ende der Bohrung befindet sich eine Querbohrung welche sich in Höhe der Putzschicht befindet. Auf die eingedrehte Stockschraube werden verschiedene Dicht- und Stabilisierungs-Scheiben, in Durchmessern von 100 bis 300 mm , aufgeschoben und mit einer entsprechenden Flügelmutter gegen den Putz gedrückt. Grosse Scheiben haben mehrere Verstärkungsscheiben, welche nach oben im Durchmesser kleiner werden. Diese Scheiben haben die Aufgabe, die Injektionsstelle abzudichten und Putzabhebungen durch Injektionen mit erhöhtem Druck zu verhindern. Das Hinterspritzen und Füllen der aufgebohrten Schwundrisse und Hohlstellen erfordert ein besonderes Fingerspitzengefühl und Erfahrung, allzuschnell ist mehr Putz hohl- bez. weggedrückt als es der Putz vor der Hinterspritzung war. fragen Sie ruhig


Ausfüllen der Hohlräume und Schwundrisse mit einem wässerigen Mörtel aus Kalk-Sinterwasser Bindemittelzusätze und Zuschlag-Stoffe

Hinterspritzverfahren mit höheren Drücken

Mit einer speziellen Vorrichtung wird vermiedem, dass Putz durch die Injzierung abgedrückt wird.

Dübel wird in vorgesehenes und gereinigtes Bohrloch eingeführt

Putzanpressscheibe mit Injektionsschraube wird angesetzt

Spezial-Injektionsschraube mit Putzanpressscheibe wird eingedreht.

Festdrehen des Putzanpresswerkzeuges

verankertes Putzanpresswerkzeug

einpressen des Injektionsmörtels

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